Es spricht: Prof. Dr. Bärbel Völkel Pädagogische Hochschule Ludwigsburg Die Schulung des Geschichtsbewusstseins gilt als zentrale Aufgabe eines zeitgemäßen Geschichtsunterrichts. Wissenschaftlich disziplinierte historische Bildung soll einerseits den lebensweltlichen `Wildwucherungen` historischer Vor- und Einstellungen entgegenwirken und andererseits geschichtskulturell erzeugte Geschichtsbilder als Konstrukte entlarven. Ein reflektierter Umgang mit Geschichte erlaubt, so die Hoffnung, einen orientierenden, aber auch genügend offenen Umgang mit dieser in einer pluralen und heterogenen Lebenswelt. Kritisch anzumerken ist, dass die Geschichtsdidaktik mit der Privilegierung des Geschichtsbewusstseins innerhalb des Rahmens bleibt, den sie beobachtet. Sie bezieht sich auf die gleichen Quellen kultureller Sinnbildung, die sie eigentlich prüfen will. Auf diese Weise wird der zu reflektierende Rahmen legitimierend vorausgesetzt. Was dabei herauskommt, ist eine ambivalente Haltung, die letztlich kontinuiert, was sie eigentlich dekonstruieren möchte. Geschichtsbewusstsein und Geschichtskultur gehören als komplementäre Prinzipien unmittelbar in den Kontext von Nationalgeschichte und historischer Identität. Dominant kommuniziert wirken sie gemeinschaftsbildend und zugleich ausgrenzend: Zusammen gehört, wer die gleiche Geschichte hat. Gleichzeitig sind unsere Vorstellungen von Geschichte und Geschichtsbewusstsein an den fähigen Menschen gebunden, der seine eigene Lebenszeit gedanklich überschreiten und narrativieren kann. Das ist aber nicht allen Menschen so möglich. Die Orientierung des historischen Lernens am Paradigma des Geschichtsbewusstseins wirkt auf diese Weise zweifach ausgrenzend, was in dem Vortrag vorgestellt und anschließend diskutiert werden soll. Wir freuen uns auf spannende Diskussionen und hoffen auf zahlreiches Erscheinen! ZEIT ORT ANMELDUNG unter: fdzgeschichte@univie.ac.at Mit der Teilnahme an der Veranstaltung stimmen Sie der Veröffentlichung von Fotos und Filmaufnahmen, die im Rahmen der Veranstaltung entstehen, zu.
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