Forschung

Geschichts- und Politikdidaktik stellt sich als weites Feld dar: Sie beschränken sich nicht auf eine Abbilddidaktik und sollen daher nicht einfach nur Inhalte, die sich aus der fachwissenschaftlichen Forschung ergeben, für einen breiten Rezipientenkreis, insbesondere für Schüler und Schülerinnen, aufbereiten. Vielmehr müssen sie fragen, wie den Lernenden der Unterricht in Geschichte und Politischer Bildung zur Bewältigung und Gestaltung der eigenen Lebenswelt und bei der Identitätsbildung behilflich sein kann. Damit weitet sich letztlich der Wirkungsradius der Fachdidaktik über den Schulbereich aus: Wenn sie das Individuum in den Blick nimmt, muss auch das Verhältnis von Individuum und Gesellschaft beleuchtet werden. Somit beschäftigen sich die Geschichts- und Politikdidaktik auch mit der Frage, wie Gesellschaften mit der Vergangenheit und der Geschichte umgehen: Welche Geschichtsbilder werden wie vermittelt? Wie wirkt sich die damit verbundene „Geschichtspolitik“ auf individuelle Geschichtsbilder aus? Wie kann der Manipulation und Indoktrination durch Geschichte entgegengetreten werden?

Zum Beschäftigungsfeld der Geschichtsdidaktik bzw. einer historisch-politischen Didaktik zählen daher neben dem – freilich wichtigen und für die Lehrer*innenausbildung zentralen – Geschichtsunterricht auch die Gestaltung von Museen und Ausstellungen, die Analyse historischer Spiel- und Dokumentarfilme, die Beschäftigung mit Computerspielen, die Public History sowie die Instrumentalisierung von Geschichte für politische Zwecke. Geschichts- und Politikdidaktik setzen sich folglich mit Geschichtskultur und politischer Kultur (hier auch mit Schulbuchanalyse), historischer bzw. historisch-politischer Sinnbildung sowie mit Geschichts- und Politikbewusstsein auseinander.

Im Zentrum der Forschung der Didaktik der Geschichte und Politischen Bildung steht daher eine subjektorientierte Fachdidaktik, die die Lehrenden befähigen soll, SchülerInnen bei der Befriedigung ihrer historischen Orientierungsbedürfnisse und der Reflexion ihrer Sinnbildungsprozesse anleiten zu können. Sie soll bei der Entwicklung eines reflektierten und selbstreflexiven Geschichts- und Politikbewusstseins unterstützend wirken. Subjektorientierte Geschichts- und Politikdidaktik betrachten die Vorstellungen von Geschichte und Politik als von Sozialisation und Erziehung beeinflusste Konstrukte, die sich ständig ändern können. Sie zielen darauf ab, ein „selbstreflexives Ich“ zu ermöglichen, das diese sozialen Abhängigkeiten erkennt und reflektiert. Damit soll die Basis für einen (politischen) Diskurs geschaffen werden, der den Austausch von Argumenten ermöglicht sowie Manipulation und Indoktrination erschwert.

Zentrales Ziel der Forschung der Didaktik der Geschichte und Politischen Bildung ist es, Theorie, Empirie und Praxis bzw. Pragmatik zu verbinden und somit eine theorie- und forschungsgeleitete, aber praxisorientierte Ausbildung zu ermöglichen.