Es spricht: LfBA MMag. Alfred Germ MA (Historisches Institut Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald – Fachbereich Fachdidaktik)
Fächerintegration und Fächerverbünde liegen bei natur- und gesellschaftswissenschaftlichen Schulfachkonstruktionen im Trend! So ist etwa monodisziplinärer Geschichtsunterricht im deutschsprachigen Raum der Sekundarstufe I bereits die Ausnahme. Die derzeitige Unübersichtlichkeit schwächt dabei v.a. den gesamten Bereich der Gesellschaftswissenschaften. Zudem geht die Praxis der Theorie voran, denn es fehlt eine inter- oder transdisziplinäre (Fach-)Didaktik. In Bezug auf fächer-integrative Ansätze herrscht allerdings keine Einigkeit, alleine die begriffliche Vielfalt ist nicht hilfreich.
Ob dieses Theoriedefizits muss daher nach dem tatsächlichen Integrationscharakter von Schulfächern wie „Geografie, volkswirtschaftliche Grundlagen, Geschichte und Politische Bildung“ (GGP) an der HTL, den „Internationalen Wirtschafts- und Kulturräumen“ (IWK) an der HAK, der „Gesellschaftslehre“ oder „Weltkunde“ im deutschen Kontext oder „Räume, Zeiten, Gesellschaften“ in der Schweiz gefragt werden.
Fächerübergreifender Unterricht ist eine immer wieder erhobene Forderung. In bildungspolitischen Sonntags- und Talarreden wird sie mantraartig beschworen, in keinem Curriculum darf dieser Hinweis fehlen. In vielen Schulformen findet tatsächliche Fächerintegration allerdings oft nur am Rande statt, häufig in der Form des
Projektunterrichts. Die bereits existierenden Schulfachkonstruktionen folgen dabei einem additiven Zugang, die Schulbücher bilden diesen ab. Die äußeren Bedingungen für das Lehrer*handeln im Integrationsfach oder für den fächerintegrativen Unterricht sind äußerst problematisch und von Defiziten gekennzeichnet. Die problematischen Bedingungen im Bereich der Schulorganisation und Überlastung durch den Vorbereitungsaufwand überwiegen nicht selten das methodisch-didaktische Potential. Die Ausbildungssituation an den Hochschulen und Universitäten ist dabei nicht hilfreich; sie muss aus inter- und transdisziplinärer Perspektive neu gedacht werden.
Ein Plädoyer für Fächerintegration muss mit Widerstand und Ablehnung rechnen. Man handelt sich den Vorwurf des fachlichen und didaktischen Dilettantismus ein, schadet der eigenen „Heimatdisziplin“ oder leistet mit konzeptionellen Arbeiten zur Inter- und Transdisziplinarität bildungspolitischen (Kürzungs-) Vorgaben lediglich nur Vorschub. Im Wesentlichen sind es aber rein pragmatische und fachpolitische Überlegungen, die einer Etablierung von tatsächlichen Integrationsfächern im Wege stehen, die sich in der Formel „ICH und mein FACH“ verdichten lassen. Der Vortrag geht dabei der Frage nach, ob das Konzept der Transdisziplinarität hier sowohl in der theoretischen Fundierung, als auch in der Schulpraxis einen zukunftsweisenden Ansatz bieten kann?
Wir freuen uns auf spannende Diskussionen und hoffen auf zahlreiches Erscheinen!
ZEIT
Donnerstag, 19.04.2018,
16:00 – 18:00 Uhr
ORT
Didaktik der Geschichte und Politische Bildung
Berggasse 7,
1090 Wien
Seminarraum FDZ
Geschichte 1 (Parterre)
ANMELDUNG
fdzgeschichte@univie.ac.at
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