Didaktik am Donnerstag, 16.1.2020, 16:00 - 18:00 Uhr

Vom Nutzen und Nachteil von Bildinterpretationsmodellen für das Leben

Es spricht:

Prof. Dr. Markus Bernhardt

Universität Duisburg-Essen

Unsere gegenwärtige Lebenswelt ist eine visuelle. Es gibt nahezu keinen öffentlichen Bereich, in dem nicht unterschiedliche Bilder um unsere Aufmerksamkeit buhlen. Bilder erregen unser Interesse und es gelingt ihnen, vermeintliche Wirklichkeiten zu konstruieren. Bildautoren und Auftraggeber können sich in der Regel darauf verlassen, dass die meisten Betrachter Bilder, besonders Fotos und Filme, für wahr und glaubwürdig halten. Der Geschichtsunterricht sollte daher seinen Teil dazu beitragen, die Schülerinnen und Schüler zu befähigen, kritisch und reflektiert mit Bildern umzugehen. Aber wie geschieht das dort?

Geschichtsunterricht und Geschichtsdidaktik stützen sich zur Förderung dieser Bildkompetenz seit Jahrzehnten auf ein trivialisiertes Analyseschema des Kunsthistorikers Erwin Panofsky (1892–1968), das dieser in den 1930er Jahren für altniederländische Malerei entwickelt hat. Daraus hat sich ein ritualisiertes Modell aus „Beschreiben“, „Erklären“ und „Interpretieren“ entwickelt. Generationen von Schülerinnen und Schülern wurden und werden daher von ihren Lehrkräften im Geschichtsunterricht zum Beispiel immer wieder aufgefordert, ein Bild „einfach“ zu beschreiben und dabei auf „Spezialwissen“ zu verzichten. Obwohl Lehrerinnen und Lehrer oft die Erfahrung machen, dass dieses Verfahren kaum funktioniert, kommen selten Zweifel am Verfahren auf. Stattdessen werden Defizite zumeist bei den Lernenden ausgemacht.

Der Vortrag will demgegenüber die Defizite des Panofsky-Modells und seiner geschichtsdidaktischen Adepten offenlegen und für einen handlungsorientierten Umgang mit Bildquellen plädieren, der Bedürfnisse und Fähigkeiten von Kindern und Jugendlichen berücksichtigt. Dabei kommen empirische Untersuchungen zur Bildwahrnehmung auch aus Nachbardisziplinen zur Sprache. Ebenso werden kunsthistorische und geschichtsdidaktische Einwände gegenüber dem Modell formuliert.

Wir freuen uns auf spannende Diskussionen und hoffen auf zahlreiches Erscheinen!

ZEIT
Donnerstag, 16.01.2020, 16:00 - 18:00 Uhr

ORT
Didaktik der Geschichte Berggasse 7, 1090 Wien Seminarraum FDZ Geschichte 1 (Parterre)

ANMELDUNG unter: fdzgeschichte@univie.ac.at

Mit der Teilnahme an der Veranstaltung stimmen Sie der Veröffentlichung von Fotos und Filmaufnahmen, die im Rahmen der Veranstaltung entstehen, zu.