Themendossiers

Die Themendossiers zur Didaktik und Mediendidaktik der Politischen Bildung

Die Ausgangssituation

Der politische Wille das aktive Wahlalter  in Österreich auf das 16. Lebensjahr zu senken, machte es notwendig, die Jugendlichen vor Beendigung ihrer Pflichtschulzeit mit aktuellen Fragestellungen der Politischen Bildung zu konfrontieren, um sie zu eigenständigem politischen Denken und Handeln zu befähigen. Im Zuge der Demokratie - Initiative  der österreichischen Bundesregierung erarbeitete dazu eine ExpertInnengruppe ein Kompetenz-Strukturmodell zur Politischen Bildung.

Mit der Aufnahme in den zu Beginn des Schuljahres 2008/9 in Kraft gesetzten neuen Lehrplans  für Geschichte und Sozialkunde/Politische Bildung in der Sekundarstufe I erfolgte die Realisierung, die didaktischen Grundsätze lauten: "Der Unterricht in Geschichte und Sozialkunde/Politische Bildung ist so zu gestalten, dass es den Schülerinnen und Schülern ermöglicht wird, historische und politische  Kompetenzen zu erwerben." Dabei wird eine Verknüpfung der historischen Fragekompetenz, historischen Methodenkompetenz, historischen Orientierungskompetenz und historischen Sachkompetenz mit den Kompetenzfeldern politische Urteilskompetenz, politische Handlungskompetenz, politische Methodenkompetenz und politische Sachkompetenz angestrebt.“

Diese kurzfristige Änderung des Lehrplanes mit seinem Paradigmenwechsel von der Wissensvermittlung zur Methoden- und Kompetenzorientierung führte zu einer großen Nachfrage der LehrerInnen nach Fortbildung und  dem neuen Konzept entsprechenden Unterrichtsmaterialen, da die Schulbuchverlage so kurzfristig nicht ihre Produkte anpassen bzw. neu konzipieren konnten. 

Im Rahmen der Demokratie Initiative erarbeitete das  Fachdidaktikzentrum Geschichte, Sozialkunde und Politische Bildung der Universität Wien ein didaktisches Konzept für Themendossiers zur Didaktik von Geschichte, Sozialkunde und Politischer Bildung, dessen Umsetzung das BMUKK förderte.

Das Konzept

Kennzeichen des historisch-politischen Unterrichts ist, dass mit Blick auf Gegenwart und Zukunft aktuelle Handlungsfelder des politischen und des gesellschaftlichen Systems in ihrer historischen Entwicklung beleuchtet werden. „Vergangenheit“ wird dabei als eine in der Gegenwart nachwirkende Form des politischen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Handelns verstanden. Daher geht es nicht um die Rekonstruktion der Vergangenheit, sondern um die De-Konstruktion von Geschichte. Dazu gehört das Aufzeigen der (missbräuchlichen) Verwendung von Geschichte, von einengenden, vorurteilsbehafteten Geschichtsbildern ebenso wie das Offenlegen von Interessenskonflikten sowie der gelungenen oder auch von gescheiterten Lösungsversuchen solcher Konflikte. Das erfordert ein didaktisches Konzept, das nicht Vorträgen und mehr oder minder passiv bleibenden ZuhörerInnen basiert, sondern bedarf Lernarrangements, die den Erwerb und die Vertiefung kommunikativer, sozial reflexiver und analytischer Kompetenzen der SchülerInnen, StudentInnen ermöglicht und fördert.

In dieser prozessorientierten Didaktik, die auf den Erkenntnissen der Systemtheorie und des sozialen Konstruktivismus aufbaut, definiert sich die Rolle der Lehrenden nicht mehr über ihr vorgebliches Wissens- und Informationsmonopol, sondern sie verstehen sich als Planende, OrganisatorInnen und ModeratorInnen von Lern- und Arbeitsprozessen.

FachwissenschafterInnen aus Geschichte, Geographie, Politikwissenschaft, Soziologie sowie die in diesen Fachbereichen tätigen FachdidaktikerInnen und BetreuungslehrerInnen entwickelten zu aktuelle Themenfeldern der historisch politischen Bildung auf der Grundlage dieses Konzepts Themendossiers. Damit wurde die fachwissenschaftliche und fachdidaktische Expertise jeweils exemplarisch für den Unterrichtsgebrauch zusammengeführt.

Inzwischen stehen bereits 9 Dossiers online zur Verfügung, die unter dem Link http://www.didactics.eu/index.php?id=1581 abrufbar sind.

Der Aufbau

Jedes Dossier besteht aus einer fachwissenschaftlichen und einer didaktisch-methodischen Einführung in den Themenbereich für LehrerInnen, wobei die Verknüpfung der jeweiligen historischen Perspektive mit der gegenwärtigen politischen Situation im Vordergrund steht. Wesentlich die exemplarischen konkreten Anregungen zur Unterrichtsgestaltung, bei denen die Umsetzungsvorschläge, von der Erlebniswelt der SchülerInnen ausgehen. Dabei wird bewusst auf genaue Vorgaben von Stundenbildern verzichtet, stattdessen zeigen die Unterrichtsbeispiele exemplarisch Wege auf, wie die Themenbereiche und Arbeitsaufgaben an die jeweilige Zielgruppe angepasst werden können. Dabei wurde großer Wert auf Praxisnähe gelegt.  Die praxisnahen Vorschläge sind theorie- und forschungsgeleitet, prozessorientiert, medial unterstützt sowie modular von der 8. bis zur 13. Schulstufe einsetzbar.  Damit decken sie Bedürfnisse der verschiedenen Schultypen nach Materialien die im Kern- und/oder die Erweiterungsbereich des Lehrplans bzw. Wahlpflichfach verwendbar sind, ab. Der Großteil der Materialien steht auch als Kopiervorlage samt Lösungsblättern/-vorschlägen zur Verfügung. Eine Literaturliste ermöglicht ein vertieftes Eindringen in die Thematik. Als kleine Anwendung stehen online eine oder mehrere Übungen zur Verfügung. In den meisten Dossiers bietet ein Glossar, wobei die Zusammenführung in ein Online Gesamtglossar in Arbeit ist, ergänzende Informationen.

hpb

Im September 2010 startete die Printversion  der Dossiers mit dem Heft Landtagswahlen und Landtage in Österreich, der neu konzipierten Reihe hpb historisch-politische bildung, die vom FDZ mit Unterstützung des BMUKK  herausgegeben  und vom Zentrum polis vertrieben wird. Bestellungen sind an das Zentrum polis zu richten.